Ob man mit mir mal nach Karelien fahren könne? Als wenn ich jeden Tag dort bin. Aber: eventuell springt das Essen dabei raus, im Idealfall einige Hotels. Also los. Fähre nach Helsinki, keine Stadtrundfahrt, 500 km nach Kuhmo. Erstaunt und verwundert bin ich, dass am Abend kein Interesse besteht, die Navigationsgeräte abzugleichen und den morgigen Tag durchzusprechen. Als wenn die Verfahrerei heute nicht genügt hat. Die Quittung kommt am nächsten Tag: wir verfehlen den Grenzübergang und fahren über Nebenstraßen nach Russland! Meine Partnerin ist seelisch und körperlich an der Grenze. Zu wenig Wasser mitgenommen, keine Süssriegel für den Zucker, aber einen Ersatz Kupplungshel. Dabei ist sie noch nicht einmal gefallen! Na ja, für mich ist es endlich die Strecke, die man in Russland haben will. In Kuhmo war kein Interesse für die Kalevala oder für den Winterkrieg 1938/39 da. Leider kann ich in Solovetsk (Archipel GULAG) nicht alles so rüberbringen, wie es wollte, es gab keine Führungen auf Deutsch oder auf Englisch an dem Tag. Dafür ist Petrosawodsk besser. Kishi, die Touristenattraktion kommt gut an. Überhaupt: Unterwegs etwas anzusehen ist schwer. Man will von A nach B und dann eine Führung und sonst nur im Hotel bleiben und sich erholen. Keine Soldatenfriedhöfe unterwegs, keine Geschichte erleben, kein "einatmen" der Natur! Ich kenne das anders! Aber bald bin ich Rentner und bin eventuell genauso! Zu einem Höhepunkt gestaltet sich Valaam. Katja aus Lettland spricht deutsch und arbeitet im Sommer hier. Zum ersten Mal höre ich von ihr auch Erläuterungen zu den Grundlagen der orthodoxen Religion, dem einzig wahren Glauben! Meine Partnerin ist sichtlich verwirrt zu erfahren, dass sie einer abgefallenen Sekte angehört, die dazu noch Staatskirche ist! Ein anderer Schock in St. Petri in Petersburg: Kirchen als Schwimmbäder umfunktionieren, davon hat man noch nie gehört. Aha, Geschichte wird interessant, wenn man mit ihr in Berührung kommt und Erwartungen nicht erfüllt werden. Nette Episode am Rande: Meine Simmerringe der Telegabel sind kaputt gegangen. Am Freitagnachmittag gehe ich in die BMW-Werkstatt in Petersburg. Leider ist es nur eine Vertragswerkstatt und kein Service-Zentrum. Deshalb bekomme ich die Maschine erst am Montag früh zurück, aber dafür gereinigt! Der Rest ist schnell erzählt: Tallinn (den Naturpark lasse ich aus), Riga, Villnius, na eben ein paar Sachen im Baltikum. Dann über die Nehrung nach Königsberg. Das Sommerhaus der Manns und die Vogelwarten. In Königsberg die nette Episode mit "das Abenteuer meines Lebens" - veröffentlicht in Funk und Fernsehen: 3 Stunden vor Ablauf des Visums realisieren wir, dass wir das Land schnell verlassen müssen. Fazit: Zu zweit fahren mag für Einige schön sein. Aber wenn die Anspruchshaltung auf Nehmen und nicht auf Geben beruht, macht es nicht allzu viel Spaß!

 

 

 

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