Ritz, Belter, Lyster, Milbrod und co.

Egon, die Kanadier kommen. Die wollen nach Moskau. Kommst Du mit?

Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Ohne dass darüber gesprochen wurde war klar: jeder bringt sich ein, so gut er kann, denn schließlich sind wir Verwandtschaft! Altmodisch, aber wahr!

Mein Job war es für die Hotels zu sorgen. Das gelang mir auch leidlich. Zu meiner Verwunderung entpuppte sich Dascha als taffe junge Frau, der ich nur wenig zu helfen vermochte. Das war so nach dem ersten Abend noch nicht klar!

Moskau der erste Tag war das übliche für die anderen. Für mich waren einige Specials noch abzuarbeiten. Man kommt an die Kreml-Mauer mit den Gräbern der verdienten Staatspersönlichkeiten nur, wenn man durch das Lenin-Mausoleum geht. Da hat aber nur an 3 Tagen in der Woche für wenige Stunden auf. Danach die Tretjakow-Galerie! Abends in den Gorki-Park. Welch Überraschung: Wir treffen auf Verwandtschaft in Moskau! Seltene Geschichte, die nur im Krieg passieren kann. Die Soldaten- und Soldatinnen-Kinder werden anonym in Kindeheime gesteckt und deren Kinder können zusehen wie sie mit der Vergangenheit zurechtkommen.

Mit dem Zug nach Ishewsk, zu Verwandtschaft. Ein Erlebnis für alle Beteiligten, aber irgendwann ist Ruhe. Rafael ist ein guter Gastgeber. Er ist inzwischen (endlich) verheiratet. Das Armeinische Zentrum ist eine Pflichtveranstaltung, die ich gerne absolviere. Auch hier müssen sich die Tische biegen, zu Ehren der hohen Gäste! Ein Abstecher nach Tschaikowski, dem Geburtsort des Musikers, wird organisiert, bevor es mit dem Zug weiter nach Omsk geht. Omsk ist die alte und immer noch heimliche Hauptstadt Sibiriens. Wir hoffen neue genealogische Erkenntnisse zu gewinnen. Aber Rita geht von kanadischen Verhältnissen aus. Die geschichtlichen Zusammenhänge und die Tatsache, dass viel verloren ist kann sie schwerrealisieren. Wann wird dieses Land endlich zur Ruhe kommen? Es scheint sich jetzt eine Zeit des Fortschrittes abzuzeichnen.

Wir besuchen den deutschen Rayon Asowo. Für die Kandier ist es selbstverständlich, dass Volksgruppen in Kommunen leben können. Egal, das Bier schmeckt auch wenn der Ort dicht an der Grenze zu Kasachstan liegt. Große Hilfe bei dieser Tour ist das Deutsch-Russische Zentrum in Omsk. Sie helfen auch die anderen Kontakte herzustellen. So besuchen wir die Caritas. Außerdem eine Schwerhörigen-Schule. Überall informieren wir uns nicht nur über die Probleme, sondern hinterlassen nach der Art unserer Vorfahren auch eine angemessene Hilfe. Die Kanadier begreifen langsam, dass die Weltmacht Russland viele Probleme im Inneren zu lösen hat, was mit europäischen Maßstäben nicht so einfach zu erfassen ist.  

Mit dem Flugzeug geht es nach Petersburg. Hier kommt Dascha so richtig in Fahrt. Mann, was die alles organisierte: Peterhof, Stadtführung, Erlebnisrestaurants, Bootsfahrt um Mitternacht! Tja, diese Tage haben sich gelohnt.

Selten waren 2 Wochen so angefüllt mit tiefen Erlebnissen!

 

 

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