Lange habe ich mich vorbereitet. Dann kam Corona. Als Corona vorbei war, kam der Krieg in der Ukraine. Dieses von mir nicht sehr geliebte Land und das größte Land der Erde müssen ihre Meinungsverschiedenheiten mit Waffen „klären“. Die Folgen für mich sind verheerend. Der direkte Weg nach Osten ist versperrt. Visa gibt es nach der Pandemie erst wieder spärlich! Es ist unklar ob und wie die Einreise erfolgen kann, denn die Meldungen wiedersprechen sich. Aber um nach Mittelasien zu kommen ist der einfachste Weg durch Russland. Daneben der Weg über das Kaspische Meer oder durch den Iran. Aber der Iran fordert ein Carnet, und Jürgen sagt, das soll ich nicht machen.

Mein beantragtes Jahres-Visum mit mehrmaliger Ein- und Ausreise wird von den Behörden kurzerhand in ein 3-Monats-Visum umgewandelt. Beginn der Gültigkeit: 2 Wochen vor meiner geplanten Abreise! Das reicht hinten und vorne nicht. Also los!

Kurz vor meiner Abreise zur „großen Tour“ erhielt ich Kenntnis von Hainewalde. Der preußische Kammerherr Samuel Friedrich von Kanitz ließ um 1750 das Neue Schloss errichten. Es erhebt sich noch heute eindrucksvoll über einem terrassierten Berghang. Bis 1927 war es im Privatbesitz. 1933 wurde es kurzzeitig ein provisorisches KZ. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es unterschiedlichen Nutzungen. Seit 1972 steht es leer und verfällt. 2000 wurde der „Förderverein zur Erhaltung des Kanitz-Kyawschen Schlosses Hainewalde e. V.“ gegründet. So konnte im Jahr 2007 mit der Sanierung des Ostflügels begonnen werden. Besonders die beiden Räume, in denen der Fussboden bereits fertiggestellt war, interessierten mich. Durch die Vermittlung gelang es mir diese Räume zu sehen. Ich danke meinen Gastgebern dafür.

In Herrenhut wirkte Graf Zinzendorf. Er setzte sich für die „Böhmischen Brüder“ ein und gewährte ihnen auf seinem Besitz nicht nur Asyl, sondern auch die Möglichkeit dauerhaft zu siedeln. Spätestens wer J. F. Coopers „Lederstrumpf“ gelesen hat kennt diese Menschen. In DDR-Zeiten waren sie die einzigen, die eine Auslandsmission unterhalten durften. Na und die Herrnhuter Sterne sind inzwischen nicht nur Sammlerobjekte. Wie „schön“ dass unsere „sowjetischen Befreier“ am 8.Mai 1945 den Ort im Suff vor Freude nahezu vollständig in Schutt und Asche legten. Anschließend begab ich mich auf die Weiterreise in Richtung Ost-Süd-Ost! Vorbei am Dreiländereck! Es war das Jahr, in dem das Elbsandsteingebirge brannte!

Ich war noch nie in Teresienstadt. Grund genug, es nachzuholen. Es ist schon eine Unterschied, etwas zu lesen oder in Google-Maps zu sehen, oder selbst da zu sein. Leider machte der ganze Ort den Eindruck, nur für Busladungen von Pflichttouristen präsent zu sein. Auf Einzeltourismus ist man nicht eingestellt. Wirtschaftlich ist das nicht! Aber welches Denkmal ist schon wirtschaftlich?

Spät Abends komme ich in Budapest an. Ach, meine vertraute liebevolle Stadt. Ich habe Kontakt zu einem älteren Mann. Ja, wenn man die Zahlen hört und die Fassaden sieht, dann versteht man die Menschen. Nicht alle sind für den Orban-Nationalismus. Andererseits ist Nationalismus schon immer ein Ventil gewesen, den Unmut der Menschen zu dämpfen. Und es brodelt mächtig unter der Oberfläche. Die Strafen sind gewaltig: Falschparken 120 Euro, keine Maut bezahlt 180 Euro und so weiter. Das bei einem Durchschnittseinkommen von unter 1000 Euro im Monat! Jeder arbeitet so lange er noch krauchen kann! Und trotzdem mag ich diese Stadt!

Rumänien empfängt mich mit Regen. Ich habe mir im (ehemaligen deutschen Siedlungsgebiet) Banat schöne Straßen rausgesucht. Die Transalpina soll zu den unbedingten MUSS eines jeden Motorradfahrers gehören. Leider ist sie wegen Schneefall gesperrt, und das im Mai! Zum Glück ist die Nebenstraße viel schöner und abwechslungsreicher. Schotter, Schlaglöcher, Kurven, Natur – hier beginnt Urlaub. In Sibu „tanzt der Bär“. Überall gelten noch Corona-Beschränkungen aber hier ist von alledem keine Spur. Restaurants und Straßencafés haben bis weit nach Mitternacht geöffnet und sind sehr gut gefüllt. Da kann ich nur staunen!

Bei der Einreise nach Bulgarien sind genauso wie bei der Einreise nach Rumänien die Personaldokumente und die Fahrerlaubnis vorzuweisen. Ich habe den Schengen-Raum verlassen. Die Euro Zone war ja schon in Tschechien zu Ende! Also entweder alles mit Karte zahlen oder Geld tauschen. Das scheint in Varna nötig zu sein. Die Infrastruktur ist auf Backpacker und normale Russen ausgelegt. Obwohl alles schön und sauber ist, gibt es nur den Boulevard. Das Zimmer entspricht in jeder Beziehung meinen Ansprüchen, obwohl das Motorrad auf der Straße in der Nähe der Fußgängerzone stehen muss. Ich sollte es, nach den Worten der Wirtin, in die erste Etage schieben! Na ja!!!!

Widersprüchliche Nachrichten erreichen mich. Das Wetter soll schlechter werden. Regen und Temperaturen um die 10-15 Grad Mitte Mai! Die Grenzen nach Russland sollen dicht sein, alle? Aserbeijan soll für den Individualverkehr geschlossen sein, schreiben die Freunde. Wirklich?

---------------------------------hier geht es zurück----------------------------