An der Grenze plärrt der Muezzin. Die Beamten nehmen alles sehr genau und wollen sogar meine Impfausweise sehen. Ich bin in einem muslimischen Land! Es wird geschupst, gespuckt und krakeelt! Nichts funktioniert.

Endlich, endlich bin ich in Byzanz angekommen Stilgerecht nehme ich Quartier im Basar-Viertel. Das fensterlose Zimmer im Hamam ist klein und ungemütlich. Dafür entschädigt die Hagia Sofia umso mehr. Tja, das hat sich gelohnt! Erst mit viel Mühe erkenne ich das System der Altstadt.! Unangenehme Nachrichten erreichen mich: Es sind noch nicht alle Grenzen auf meiner Route geöffnet und wenige Tage vor mir sind zwei Reisende auf der gleichen Route unterwegs zu denen ich keinen Kontakt bekomme.

Ich durchquere die Türkei auf ihrer Nordseite bei Regen und ungemütlichem Wetter. Weil ich Strecke machen will treibe ich mich und die Maschine! Trotzdem bekomme ich genug von der Mentalität mit. Die Verhältnisse ändern sich schlagartig in Georgien, das stolz auf seine christliche Vergangenheit ist. In der Hauptstadt ziehe ich Erkundigungen ein und besuche die Hauptstadt Turkmenistans. Das Ergebnis lautet: meine Route über das Schwarze Meer ist gesperrt. Endlich bekomme ich Kontakt zu Claudius und Phillip. Es sind Traveller, die mehr Zeit für Planung verbringen als fahren. Dazu kommt noch, dass ihr Budget wesentlich höher ist als das meinige. Obwohl sie wussten, dass ich auch in Richtung Osten fahren möchte, haben sie alles schon nur für sich alleine mit Spedition und Flugzeug organisiert. Ihre Motorräder sind uralte BMW, „weil man die ja unterwegs selbst reparieren“ kann. Die Ersatzteilfrage beantworten sie mir euphorisch, was sich wenige Tage später rächt! Ich entscheide, mein Glück an der russischen Grenze zu versuchen und werde trotz gültigem Visum prompt zurückgewiesen. Auch die provisorische Botschaft der russischen Föderation in Tiflis kann mir nicht helfen! Ich habe keine Lust mir ein Carnet zu besorgen und einen Umweg von 2000 km durch den Iran und den gebirgigen Norden von Afghanistan in Kauf zu nehmen.

Schweren Herzens entscheide ich, langsam durch die Türkei nach Hause zu fahren. Realistisch betrachtet hört die Reise auf, bevor sie richtig angefangen hat. Aber mit Gewalt etwas zu erzwingen ging noch nie gut!

Ich fahre durch Anatolien. Der Ararat ist trotz kühler Temperaturen in voller Schönheit zu sehen. Die Militärposten, und davon gibt es in Anatolien recht viele, achten darauf, dass man nicht zu nahekommt. Ich hatte auch nicht vor ihn zu besteigen. Es fällt mir in den Dörfern auf, dass die Armut sehr groß ist. Schulen scheint es nicht zu geben und wenn, dann nicht für Wanderhirten. In den Städten gibt es zwar Universitäten aber auch zehnmal mehr Bettler und Gelegenheitsarbeiter. Und so schachert man mit allem was es gibt, wie vor tausend Jahren. Dabei sind die Landschaften teilweise betörend schön und waren touristisch erschlossen als dieses Gebiet zu Armenien gehörte.

Je weiter ich in das Landesinnere vordringe, desto abwechslungsreicher wird die Landschaft. In Kappadokien schließe ich mich einer Gruppe an um diese 95 Quadratkilometer Landschaft zu erkunden. Die Wirkungsstätten Nasreddin Hoca lasse ich aus und auch den Nikolaus besuche ich nicht. Pamukkale, Ephesos, Troja sind mir wichtiger, bevor ich wieder in Istanbul bin. Je weiter ich nach Westen komme, desto europäischer wird alles. Mein Quartier in Istanbul wähle ich diesmal vorsichtiger! Das Besuchsprogramm für diese Stadt wird „abgespult“. Es ist eine normale Hauptstadt, wie mir meine Gesprächspartner vermitteln. Leider haben sie nicht die Regierungsgewalt.

Ich fahre weiter nach Griechenland. Dort ist inzwischen der Sommer angekommen. Zeltplätze scheint es nicht mehr zu geben. Zum Motorradfahren ist es zu heiß. Nach einem kräftigen Sonnenbrand fahre ich nach Norden. Ich stoße auf zwei Reisende und fahre ein wenig mit ihnen. Ein Abstecher an den Ohrid-See in Albanien zeigt, dass sich viel zum Positiven in den letzten 12 Jahren geändert hat! Das Quartier in Nord-Mazedonien liegt inmitten eines Bären-Gebietes. In Montenegro nehme finde ich das preiswerte Gästehaus erst nach einigem suchen. Dafür ist es aber auch das Highlight auf dieser Reise! Ich muss noch nach Dubrovnik, denn obwohl ich hier schon mehrmals vorbei gefahren bin habe ich die Altstadt noch nie besucht. Na ja, ich hätte auch nach Venedig fahren können. Dafür ist Zagreb zivilisierter. Ivan war Lehrling bei mir und ist nun gestandener Geschäftsmann. Die Begegnung ist wohltuend, denn das Wetter verschlechtert sich wieder. In Österreich bin ich trotz der guten Bekleidung bis auf die Haut durchnässt. Es grenzt ein Wunder, dass die Wirtsleute, bei denen ich vorspreche, mir Obdach gewähren. Besonders angenehm ist es dann am nächsten morgen in die nasskalten Klamotten zu steigen. Aber der Fahrtwind trocknet alles. Spät am Abend komme ich nach einem „Ritt“ über 1000 km in Lübeck an.

35 Tage, die Kilometer habe ich nicht gezählt. Danach eine Woche Pause und dann das Motorradtreffen in Rumänien. Passt, sagt der Österreicher!

---------------------------------hier geht es zurück----------------------------